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Claudius, Matthias (1740-1815)
Apfelkantate /Das Apfeljahr
Der Apfel war nicht gleich am Baum
Da war erst lauter Blüte.
Das war erst lauter Blütenschaum
und lauter Lieb und Güte.
Dann waren Blätter grün an grün
und grün an grün nur Blätter.
Die Amsel nach des Tages Mühn,
sie sang ihr Abendlied gar kühn
und auch bei Regenwetter.
Der Herbst, der macht die Blätter steif
der Sommer muß sich packen.
Hei! Daß ich auf die Finger pfeif
da sind die ersten Äpfel reif
und haben rote Backen.
Und was bei Sonn` und Himmel war
erquickt nun Mund und Magen
und macht die Augen hell und klar.
So rundet sich das Apfeljahr
und mehr ist nicht zu sagen.
Rilke, Rainer Maria (1875-1926)
Der Apfelgarten
Komm gleich nach dem Sonnenuntergange,
sieh das Abendgrün des Rasengrunds;
ist es nicht, als hätten wir es lange
angesammelt und erspart in uns,
um es jetzt aus Fühlen und Erinnern,
neuer Hoffnung, halbvergeßnem Freun,
noch vermischt mit Dunkel aus dem
Innern, in Gedanken vor uns hinzustreun
unter Bäume wie von Dürer, die
das Gewicht von hundert Arbeitstagen
in den überfüllten Früchten tragen,
dienend, voll Geduld, versuchend, wie
das, was alle Maße übersteigt,
noch zu heben ist und hinzugeben,
wenn man willig, durch ein langes
Leben nur das Eine will und wächst und schweigt.
Der Bratapfel
Kinder, kommt und ratet,
was im Ofen bratet!
Hört, wie's knallt und zischt.
Bald wird er aufgetischt,
der Zipfel, der Zapfel, der Kipfel,
der Kapfel, der gelbrote Apfel.
Kinder, lauft schneller,
holt einen Teller,
holt eine Gabel!
Sperrt auf den Schnabel
für den Zipfel, den Zapfel,
den Kipfel, den Kapfel,
den goldbraunen Apfel!
Sie pusten und prusten,
sie gucken und schlucken,
sie schnalzen und schmecken,
sie lecken und schlecken
den Zipfel, den Zapfel,
den Kipfel, den Kapfel,
den knusprigen Apfel
(Volksgut)
Apfellied
In einem kleinen Apfel
Da sieht es niedlich aus,
es sind darin fünf Stübchen,
grad wie in einem Haus.
In jedem Stübchen wohnen
Zwei Kernchen schwarz und klein,
die liegen drin und träumen
vom warmen Sonnenschein.
Sie träumen auch noch weiter
Gar einen schönen Traum,
wie sie einst werden hängen
am schönen Weihnachtsbaum.
(Kinderreim)
Lob dem Apfel
Eines musst Du Dir gut merken,
wenn Du schwach bist, Äpfel stärken.
Äpfel sind die beste Speise,
für zuhause, für die Reise,
für die Alten, für die Kinder,
für den Sommer, für den Winter,
für den Morgen, für den Abend
Äpfelessen ist stetes labend!
Äpfel glätten Deine Stirn,
bringen Phosphor ins Gehirn,
Äpfel geben Kraft und Mut
und erneuern Dir Dein Blut,
sind’s nicht Äpfel, sondern Saft,
auch Most, sofern Dich durstet
wirst Du fröhlich und auch lustig.
Darum, Freund so lass Dir raten
Esse frisch, gekocht, gebraten,
täglich ihrer fünf bis zehn,
wirst nicht dich, doch jung und schön
und kriegst Nerven wie ein Strick,
Mensch im Apfel liegt Dein Glück!
(Stefan Rathgeb)
Einkehr
Bei einem Wirte wundermild
Da war ich jüngst zu Gaste,
ein goldner Apfel war sein Schild
an einem langen Aste.
Es war der gute Apfelbaum,
bei dem ich eingekehrt,
mit süßer Kost und frischem Schaum
hat er mich wohl genähret.
Es kamen in sein grünes Haus
Viel leicht beschwingte Gäste,
sie sprangen frei und hielten Schmaus
und sangen auf das beste.
Ich fand ein Bett zu süßer Ruh
Auf weichen grünen Matten.
Der Wirt, er deckte selbst mich zu
Mit seinem grünen Schatten.
Nun fragt’ ich nach der Schuldigkeit,
da schüttelt er den Wipfel.
Gesegnet sei er alle Zeit
Von der Wurzel bis zum Gipfel.
(Ludwig Uhland)
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